Die Geschichte von Eton
1928
Die Unternehmensgeschichte von Eton ist auch die Lebensgeschichte des Gründerpaares David und Annie Pettersson.
Seinen Anfang nimmt alles in der Küche des frisch verheirateten Paares, denn in ihren ersten Ehejahren näht Annie Pettersson zusammen mit ihrer Cousine Kleidung für ihre Familie und für die Nachbarn. Als in den 1920er Jahren die Weltwirtschaftskrise zuschlägt, bleibt ihrem Mann David Pettersson, der bis dahin das familieneigene Sägewerk geführt hat, keine andere Wahl als die Schließung. Er steigt in den Betrieb seiner Frau ein, der schnell wächst. In beider Namen gründen sie die Firma Syfabriken Special (Nähfabrik Spezial) und spezialisieren sich auf die Herstellung von Herrenhemden.
1934
Bereits im Firmennamen „Special“ verbirgt sich die einzigartige Aufteilung des Produktionsprozesses in verschiedene Teile. Anstatt dass eine Näherin alle Hemdenteile zusammennäht, teilt Pettersson die verschiedenen Teile verschiedenen Näherinnen zu. Die Spezialisierung der Arbeitskräfte spart nicht nur Zeit, sondern verbessert auch die Qualität. Die Näherinnen entwickeln in ihrem jeweiligen Arbeitsbereich schon bald große Fertigkeiten. Die Kinder von David und Annie Pettersson – Rune, Arne, Sigge, Inge und Karin – lernen die verschiedenen Teile des Produktionsprozesses von der Pike auf. Die vier Brüder sollen später einmal eine wichtige Rolle im Unternehmen übernehmen.
1938
Die Firma Syfabriken Special ist gewachsen und braucht größere Arbeitsflächen. Die Petterssons beziehen neue Räumlichkeiten. Es ist die Anlage, die David Pettersson während der Wirtschaftskrise verloren hatte. Um sich die Miete leisten zu können, teilt das Ehepaar das Gebäude mit anderen Unternehmen, darunter einem Hemdenhersteller, einer kleinen Schuhmacherei und einer Poststelle. Da die Auftragsbücher des Unternehmens stets gut gefüllt sind, erweitern Annie und David ihren Betrieb und übernehmen das gesamte Gebäude. Im Erdgeschoss sitzen die Näherinnen, während die Schnitte in der obersten Etage entworfen werden. Da das Geld immer noch knapp ist, dienen die dazwischenliegenden Etagen dem Ehepaar Pettersson mehrere Jahre lang als Wohnung.
1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind hochwertige Textilien und Stoffe endlich wieder uneingeschränkt erhältlich. Auf diese Weise kann die Firma Pettersson wieder die besten Materialien für ihre Hemden auswählen. Inzwischen erfolgt die Herstellung von Hemden schwerpunktmäßig und die Firma Syfabriken Special wird in Skjortfabriken Special (Hemdenfabrik Spezial) umbenannt. Die vier Söhne des Ehepaars – Arne, Rune, Inge und Sigge – sind jetzt alt genug, um in die Firma einzusteigen.
Im Zusammenhang mit der Namensänderung werden die Weichen auch strategisch neu gestellt: der Schwerpunkt liegt jetzt auf direkten Beziehungen zu den Händlern. Mit diesem Ziel vor Augen gewinnt die Produktion exklusiver und moderner Hemden aus Baumwollpopelin für das Unternehmen immer stärker an Bedeutung. Dabei bildet die Qualität inzwischen den Kern des Unternehmenserfolgs. „Ein Hemd nie aus der Hand zu geben, bevor es nicht höchsten Ansprüchen genügt“, lautet das griffige, von den Firmengründern geprägte Motto. Der Wahlspruch zieht sich als roter Faden durch alle Teile der Herstellung und die Marke strebt ständig danach, ihre Hemden weiter zu verbessern.
1948
Immer auf Jagd nach neuen Stoffen und Materialien, die sich für exklusive Hemden eignen, reisen Rune und Arne Davidsson (die Söhne des Gründerehepaars Anne und David) durch die ganze Welt. Ihre Reise führt sie zwangsläufig nach England, das in Sachen hochwertige Stoffe lange Zeit weltweit führend war. Dabei besuchen die Gebrüder Pettersson die kleine Stadt Eton – der Name übt eine enorme Anziehungskraft auf die beiden aus. Sie nehmen ihn mit nach Schweden, wo ein neues Hemd auf den Markt gebracht wird: „The Eton Shirt“.
1949
Von Anfang an ist David und Annie Pettersson eines klar: zufriedene Mitarbeiter liefern die besten Leistungen – vor allem, wenn es um Qualität geht. Ein Unternehmensgeist des Miteinanders und das Wohlbefinden der Mitarbeiter haben höchsten Stellenwert. Die Unternehmensleitung organisiert Angel- und Jagdausflüge sowie Badereisen für das gesamte Unternehmen. Die Firma hat sogar ihre eigene Amateurfußballmannschaft. Ende der 1940er Jahre werden Sprachkurse veranstaltet, bei denen Arne Davidsson Englisch unterrichtet. Eton gibt auch eine interne Zeitung heraus, die den Namen „Specialisten“ (Der Spezialist) erhält. Die Zeitung zielt darauf ab, die Motivation der Belegschaft zu stärken. Sie erscheint jährlich und nimmt aktuelle Unternehmensereignisse auf, die mit einer großen Portion Humor geschildert werden. Über mehrere Jahre sehen die Mitarbeiter jeder neuen Auflage mit Spannung entgegen.
1950
In den 1950er Jahren ist Skjortfabriken Special, „die Hemdenfabrik Special“ so bekannt für „The Eton Shirt“, dass das Unternehmen „Eton“ als neuen Name wählt. Die Nachfrage steigt so stark, dass die Produktionsräume aus allen Nähten platzen. Das Unternehmen muss dringend neue Räumlichkeiten finden. Fest entschlossen, den Heimatort Gånghester nicht zu verlassen, wird mit dem Entwurf einer neuen, für damalige Verhältnisse hochmodernen, Fabrik begonnen. Inge, der Sohn des Gründerehepaars, liefert die innovative Technik für das Unternehmen, die später das Fundament eines eigenen Unternehmen – Eton Systems – bilden wird. Dementsprechend sind die neuen Räumlichkeiten ein wahres Wunderwerk. Für viele Jahre bilden sie den Ausgangspunkt einer erfolgreichen Hemdenproduktion.
1955
Mit seinen qualitativ hochwertigen Produkten hat Eton sich einen Namen gemacht. Allerdings kämpft das Unternehmen nach wie vor damit, mit seiner Botschaft zu geeigneten Händlern durchzudringen. Um das Problem in den Griff zu bekommen, stellt das Unternehmen ein neues Verkaufsteam an, zu dem auch Rune Hallgren gehört. Trotz seiner mehr als begrenzten Englischkenntnisse gelingt es Hallgren, ein Meeting mit einer kleinen britischen Bekleidungsboutique auf die Beine zu stellen. Nach eingehender Prüfung der exklusiven handwerklichen Qualität von Eton, entscheidet sich der Besitzer, den Schritt zu wagen. Hieraus entstehen ein kleiner Probeauftrag und der erste Erfolg der Marke auf dem Markt, der schon bald einer der einträglichsten werden sollte.
1968
Nach der Installation der automatisierten Förderstrecke von Inge Davidsson (dem Sohn der Eton-Gründer David und Annie) wächst die Fabrik praktisch auf das Doppelte ihrer bisherigen Größe. Rune Davidsson übernimmt das Unternehmen von seinen drei Brüdern. Während Arne und Sigge in die Landwirtschaft gehen, gründet Inge sein neues Produktionsunternehmen - Eton Systems - mit automatisierten Kleiderbügeln als Hauptprodukt. Heute sind mehr als 4000 automatisierte Kleiderbügel von Eton Systems in mehr als 60 Ländern installiert.
1972
Annie Pettersson stirbt im Alter von 78 Jahren. Das Unternehmen trauert nicht nur über den Verlust einer äußerst beliebten Kollegin. Auch die Energie, die im Jahr 1928 den hochwertigen Herstellungsprozess in Gang setzte, wird schmerzlich vermisst. Bis auf den heutigen Tag zieht sich die Philosophie von Annie Pettersson als roter Faden durch das Unternehmen: „Man darf ein Hemd nie aus der Hand geben, bevor es nicht höchsten Ansprüchen genügt“.
1976
Bereits vier Jahre nach dem Tod der Firmengründerin hat Eton erneut einen großen Verlust zu beklagen: Rune Davidsson stirbt nach zweijährigem Kampf gegen seine Krebserkrankung. In seiner mehr als 20-jährigen Tätigkeit als Unternehmensleiter von Eton kommt Rune Davidsson eine Schlüsselrolle für das Unternehmen zu. Seine Ideen und Willensstärke bildeten den Auftakt einer neuen Unternehmensära.
1977
In dem Vakuum, das durch den Verlust des Unternehmensleiters entsteht, verlassen auch der Marketing- und Verkaufsleiter die Firma. Zudem hat Eton Schwierigkeiten, motivierte Näherinnen zu finden, und das Unternehmen laboriert an einer altmodischen Kollektion – die Firma gerät in der Folge in eine ihrer schwierigsten Epochen. Eton setzt weiterhin auf Qualität und Exklusivität und die Kunden bleiben Eton treu, obwohl andere Textilunternehmen im Umfeld der Firma wie Dominosteine umfallen. Im Preiswettbewerb kommt das Unternehmen relativ ungeschoren davon und wächst auch in den 70er Jahren weiter.
1981
Durch begabte Neuzugänge erlebt Eton eine neue Blütezeit und konzentriert sich immer stärker auf die Entwicklung seiner Firmenidentität. Jan Borghardt, eine holländische Koryphäe in Sachen Hemden und der neue Designer des Unternehmens, wählt hochwertige Stoffe von italienischen, französischen und schweizerischen Fabriken aus. Durch innovative Materialien, ein zeitloses Design und die neuen typischen Krägen stärkt Eton sein Renommee als erfolgreicher, exklusiver Hemdenhersteller.
„Eine herzliche, familiäre Unternehmensatmosphäre empfing mich – Attribute, die überhaupt nicht zu den Eton-Hemden passen“, erzählt Borghardt. „Jeder im Unternehmen hatte eine eigene Vision, wie die Kollektion aussehen sollte. Was uns fehlte, war eine eigene Linie. Das wurde mir klar, als ich von einem Kunden gefragt wurde, weshalb er die Hemden von Eton kaufen sollte. Es war die beste Frage, die mir jemals jemand gestellt hatte. Denn mir wurde dadurch klar, dass wir unser eigenes Profil entwickeln mussten. Durch das Verzwirnen von Fäden in verschiedenen Farben begannen wir unsere eigenen Materialien zu schaffen. Obwohl die Bemühungen kleinen Veränderungen galten, stellten sie einen extrem wichtigen Schritt auf dem Weg zu unserer späteren Unternehmensstruktur dar.“
1984
Das Unternehmen knüpft Beziehungen mit einigen der exklusivsten Händler weltweit an – an Orten, wo vor allem die handwerkliche Qualität und die Details der Marke geschätzt werden. Außerdem wird der neue Werbeslogan „Kein Hemd ist sorgfältiger genäht“ geprägt. Nachhaltig kommuniziert dieser Wahlspruch die Passion des Gründerehepaars David und Annie Pettersson für eine unnachahmliche Hemdenherstellung und akkurates Handwerk, das in jedem Produkt von Eton erkennbar ist.
1986
Fünf Jahre, nachdem Jan Borghardt als Creative Direktor von Eton gewonnen werden konnte, tritt Hans Davidson, der Sohn von Rune Davidson, in das Unternehmen ein und wird 1986 Geschäftsführer. Bis zu diesem Zeitpunkt war Hans Davidsson im Landwirtschaftsbetrieb der Familie tätig, bevor er sich zum Eintritt in das Unternehmen entschloss. Hans Davidson ist mit dem Unternehmen aufgewachsen. Er kann sich gut daran erinnern, wie sein Vater mit Stoffschere und Proben zu Hause saß und die Kollektionen für das Unternehmen entwarf. Als Junge hat Hans Davidsson selbst in der Fabrik gearbeitet, wo er putzte und einfache Arbeiten ausführte. Das Duo spielt eine zentrale Rolle bei der Erholung des Unternehmens und erzielt später große Erfolge.
1987
Etons exklusive Positionierung und die wirkungsvolle Werbung sorgen dafür, dass schwedische Händler wie Hans Allde und Lund & Lund sowie ausländische Akteure wie Harrods sich für den Einkauf bei Eton entscheiden. Um diesen Erfolg weiterzuführen, experimentiert die Marke allmählich auch mit neuer Werbung. Dabei wird die Entscheidung getroffen, die Hemden erstmals an Models zu fotografieren.
1991
Ein Großteil der Herstellung wird ins schwedische Borås verlegt (eine bekannte Textilregion in Südschweden). Das Segment, das nach Portugal ausgelagert war, wird in ein estnisches Werk verlegt, des mit Eton Systems ausgestattet ist. Die Nähe der Anlage zu Schweden führt zu einer effektiveren Zusammenarbeit und einer verbesserten Qualitätskontrolle. In einer Zeit, in der sich viele Hersteller zur Kostenersparnis zur Zusammenarbeit mit Zulieferern entschließen, entscheidet sich Eton, den gesamten Produktionsprozess in eigene Hände zu nehmen. Auf diese Weise können alle Aspekte bei der Produktion jedes Hemds überwacht werden. Außerdem wird eine Qualität sichergestellt, die von der Konkurrenz kaum zu schlagen ist.
1992
Während eines Besuchs bei einem Lieferanten von Einlagen entdeckt Hans Davidsson bügelfreies Material, das das Unternehmen in einem versteckten Winkel gelagert hat. Das gummiartige Material ist zur Verarbeitung vollständig ungeeignet. Trotz dieser Kinderkrankheiten und der Skepsis in der Branche ist Eton davon überzeugt, dass die bügelfreie Technik die Zukunft der Hemdenmode ist. Zusammen mit Spinnern und Webern und einer Anlage in der Schweiz arbeitet Eton fieberhaft an der Entwicklung eines unübertroffenen Materials, das nicht nur den ganzen Tag die Passform bewahrt, sondern auch einen schönen Glanz besitzt und eine optimale Stärke aufweist.
1993
Eton präsentiert Eton Etastar, das erste bügelfreie Hemd aus 100 % Baumwolle. Der erste Händler, der das Produkt verkauft, ist kein anderer als Harrods. Bereits in der ersten Woche werden sage und schreibe ca. 600 Hemden verkauft. Um die Markteinführung noch wirkungsvoller zu gestalten, regt der Eton-Designer Jan Borghardt das Kaufhaus zur Durchführung seiner allerersten Werbekampagne an. Die Aktion geht um die ganze Welt und Eton wird in kürzester Zeit Harrods meist verkauftes Hemd.
1994
Eton beginnt eine Zusammenarbeit mit amerikanischen Wohltätigkeitsorganisationen, u.a. mit der Elizabeth Taylor Aids Foundation. Ein Hemd mit dem Aufdruck „Stop AIDS“ wird als Sonderanfertigung hergestellt. Es ist schnell ausverkauft und wird unter anderem von den Hollywood-Stars Leonardo DiCaprio und Tom Hanks bei der Oscar-Gala getragen. Der geringere Bekanntheitsgrad von Eton in den USA verstärkt die Aura der Exklusivität, erhöht die Nachfrage und sorgt dafür, dass Eton seine Produkte in exklusiven Kaufhäusern, wie etwa Saks Fifth Avenue und Neiman & Marcus anbieten kann.
1997
Um ein breites Hemdensortiment anbieten und gleichzeitig Rücksicht auf die begrenzte Lagerkapazität der Händler nehmen zu können, führt Eton das Stock Service-Buch ein. Dieses neue Buch ermöglicht schnellere Lieferungen von Saisonware und Hemden mit klassischem Design. Dies entspricht einer solchen Fülle verschiedener Modelle, dass eine Vorratshaltung im Lager schlicht unmöglich ist. Das Stock-Service-Buch ist ein durchschlagender Erfolg und bildet schon bald die Basis für die Beziehung des Unternehmens zu den Händlern.
1999
Als wesentlichen Aspekt für den erfolgreichen Verkauf sieht Eton die Ausstellung der Hemden im Laden. Auch hinsichtlich der Verpackung hat Eton stets große Sorgfalt auf die Qualität verwandt. Deshalb wurde immer mit exklusiven Materialien gearbeitet. Da die Auswahl in den Läden zunehmend größer wird, wird es immer schwieriger, sich von der Masse abzuheben. Um den Kunden einen Überblick über die Kollektion zu geben und es ihnen gleichzeitig zu ermöglichen, die exklusiven Produkte zu erleben, entwickelt Eton ein völlig neues Ladenkonzept, bei dem die Hemden in offenen Regalen ausgestellt werden. Mit seiner puristisch-skandinavischen Gestaltung bildet das Konzept die Vorlage für ein Einrichtungsdesign, das sich sowohl auf freistehende Läden als auch auf Shop-in-Shops übertragen lässt. Hiermit änderte sich auch die Händlerstrategie, denn Eton konzentrierte sich stärker auf größere Kaufhäuser.
2013
Etons erstes Flaggschiff-Geschäft in London eröffnet im historischem Stadtteil Mayfair. Die gewählte Adresse ist ein elegantes, georgianisches Haus, das auf 60 Quadratmetern die komplette Palette der eleganten Herrenbekleidung von Eton bietet. Oberhalb des Ladens befindet sich ein Raum von 90 Quadratmetern, der als Showroom und Büro verwendet wird.
„Unser Unternehmen blickt auf eine vielseitige Geschichte zurück, die eng mit Großbritannien verknüpft ist“, erklärt der Geschäftsführer Hans Davidsson. „Viele der exklusiven Eton-Eigenschaften beruhen im Grunde genommen auf dem britischen Sinn für Qualität. Die Chance, das gesamte Eton-Konzept hier, im Herzen von London, zeigen zu können, ist eine sehr attraktive Gelegenheit.“